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Die Lahrer Ringer versuchen, die Löcher zu stopfen

2020-Crowd

Die Lahrer Ringer versuchen, die Löcher zu stopfen

06
May
2020

Die deutsche Jugendmeisterschaft der Ringer hätte viel Gutes bewirken können für die RG Lahr, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Die Lahrer Athleten hätten zudem Werbung für ihren Sport machen und die Vereinsidentität stärken können. Die Absage ist ein Schlag ins Kontor. Nun hat der Verein eine Initiative gestartet, die die finanziellen Verluste ausgleichen soll: eine Crowdfunding-Aktion im Internet. Dort gibt es derzeit aber noch reichlich Luft nach oben.

"Die Corona-Krise hat schon jetzt, da wir nicht wissen, ob im Herbst die Mannschaftsrunde überhaupt gerungen werden kann, starke Auswirkungen auf den Verein", sagt Ferrit Kellouche, seit rund sechs Jahren Vorsitzender der Lahrer Ringer. "Wir haben für die deutsche Meisterschaft einen Haufen Vorarbeiten geleistet, saßen schon in den Startlöchern." Am 24. April hätte die Veranstaltung stattfinden sollen. Schon zu Beginn der Corona-Krise wurde aber kommuniziert, dass die medizinisch notwendigen Schutzmaßnahmen dies unmöglich machen. "Diese besonders schwere Situation hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die uns verzweifeln lässt. Unsere Mitglieder und einige ganz treue Sponsoren haben uns geholfen ein Teil der Rechnungen zu begleichen, leider bleiben einige Kosten aber offen."

Deswegen bittet die RGL nun auf einer Internet-Plattform um Geld. Das Vorstandsmitglied Jürgen Braun hat das Projekt gestartet. Das Ziel, das dort formuliert wird: Innerhalb eines Monats, vom 28. April bis 28. Mai, sollen 9 900 Euro zusammenkommen. Dabei geht es nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip. Das gesammelte Geld wird erst dann ausbezahlt, wenn diese Zahl erreicht wird. Ansonsten erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück. Bisher ist noch reichlich ungewiss, ob diese Initiative auch von Erfolg gekrönt ist. 17 Unterstützer haben nach dem Stand vom 5. Mai bisher 1470 Euro eingebracht.

Mit Blick auf diese Meisterschaft wurden T-Shirts, Mützen und Pokale bestellt, außerdem sind rund 5000 Euro an Kosten für die technischen Vorbereitungen angefallen. Storniert werden musste außerdem auch noch eine Reise der Lahrer Jugend-Mannschaft nach Köln zur deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Von der gebuchten Jugendherberge kam nun eine Rechnung von 650 Euro. "Solche Summen tun einem Verein wie uns sehr weh", erklärt Kellouche. "Manche Sponsoren zahlen nicht, wenn die DM nicht stattfindet, wofür wir natürlich Verständnis haben."

Tatsächlich hatten die Ringer damit geliebäugelt, bei diesen Titelkämpfen des Nachwuchses am Ende einen Gewinn von rund 10 000 Euro zu erwirtschaften. In einer idealen Konstellation hätte die RGL jenes Geld dann in die erste Mannschaft gesteckt, die vor Weihnachten als Meister der Verbandsliga in die Oberliga hätte einziehen können, wo sich derzeit der RSV Schuttertal befindet. "Das war so geplant. Wir hatten eine super Mannschaft zusammen", sagt der Vereinschef. Einen Zugang hatten sich die Lahrer gesichert: der Schwergewichtler Richard Diegel (Jahrgang 1993) vom ASV 1885 Freiburg.

Diese Oberliga gilt Vielen als wichtige Voraussetzung für eine Weiterentwicklung des Ringens in der Stadt. Eine angemessene Liga dient in der allgemeinen Wahrnehmung auch als Sicherheit, dass die eigenen Talente künftig der RGL treu bleiben und nicht den Verlockungen von Vereinen aus höheren Klassen erliegen. Kellouche aber hat in dieser Hinsicht keine großen Sorgen. "Erfolgsdruck, damit die Leute bei uns bleiben? Nein, die Ringer bleiben bei uns, da habe ich keine Angst, das sind fast alles Eigengewächse, die stark mit uns verbunden sind." Kellouche weiß, dass die Frage, ob im Herbst eine reguläre Mannschaftsrunde stattfinden kann, noch offen ist. Seine Idee, falls es einen verspäteten Saisonbeginn gibt: "Man könnte doch an einem Kampfabend Vor- und Rückrunde bestreiten."

Der RGL sieht sich als Verein mit einem wichtigen Angebot: "Wir bieten großartige Trainingsmöglichkeiten mit Trainern, die an Olympiaden, Weltmeisterschaften und unzähligen Bundesligakämpfen teilgenommen haben. Wir sehen das Ringen als gelebte Integration. Nicht nur der Leistungssport, sondern auch der Breitensport und das Miteinander werden in unserem Verein großgeschrieben", heißt es auf dessen Homepage.

"Ich habe die Hoffnungen noch nicht aufgegeben, dass es bald irgendwie wieder weiter geht", gibt der Ringerchef zu. "Am Allerwichtigsten wäre es, wenn wir wieder trainieren könnten. Vor allem mit den Kindern. Man macht sich gar keine Vorstellung, wie viele Eltern bei uns anrufen: Wann dürfen wir wieder?"

Die Aktion der RG Lahr im Internet: http://www.toyota-crowd.de/rglahr

Vielen Dank an Uwe Schwerer von der Badischen Zeitung für das Interview !